44. Treffen des FCBD in Aachen
Unglaublich, wie die Zeit verfliegt! Schon wieder ist ein Jahr seit dem letzten Treffen in Sachsen vorüber. Wir, die Gründergeneration des Freundeskreises Chilenischer Burschenschaften in Deutschland (FCBD), werden wohl auch älter, denn es heißt ja, dass die Zeit im Alter immer schneller vergeht. Wenigstens haben wir die Genugtuung, dass das Durchschnittsalter im FCBD nicht steigt, da inzwischen die Jugend in zunehmendem Maße dabei ist, erwachsene Kinder und Kindeskinder, mehrere Austauschstudenten und Doktoranten sowie sonstige reiselustige Deutsch-Chilenen mit Bezug zu den chilenischen Burschenschaften.
Hierbei ist zu berichten, dass die Jugend im vergangenen Jahr zum ersten Mal zusätzlich ein eigenes Meeting im Oktober veranstaltet hat, das so genannte Kindertreffen, wobei die „Kinder“ überwiegend die 30 schon hinter sich haben. Es fand im niedersächsischen Vechta bei Pablo Meissner statt, der dort eine Kneipe mit eigener Hausbrauerei betreibt. Eine Wiederholung ist für dieses Jahr schon in der Planung.
Zurück zu unserm Treffen: Wir folgten dieses Jahr gern der Einladung von Marion und Wolfgang Teichert nach Aachen, im deutsch-niederländisch-belgischen Dreiländereck. Die Einladung kam, wie es in Deutschland üblich ist, bereits im November, da die vorgeschlagenen beiden Ibis-Hotels um verbindliche Buchungen bis zum 31. 12. 2008 baten, also ein halbes Jahr vor dem Termin! Der Mittelpunkt des Treffens war das Haus der Burschenschaft Libertas Brünn zu Aachen, der Verbindung des Mayordomos, wo die studentische Jugend im Schlafsack nächtigen konnte und wo wir uns auch schon 2001 getroffen hatten. Damals hatte es fast die ganze Zeit wie aus Kübeln geregnet, was erfreulicherweise dieses Jahr nicht der Fall war.
Es ging am Samstagnachmittag mit dem traditionellen „asado“ los. Die Mayordomos hatten für alles gesorgt, es gab reichlich Fleisch und Würstchen sowie große Mengen leckerer Salate und Desserts, an denen sich die nach und nach eintrudelnden Gäste, insgesamt wieder fast 90 Personen, gütlich taten, nachdem das Begrüßungszeremoniell vorüber war. Es fällt mir immer wieder auf, wie sehr man sich freut, die alten Kumpels wieder zu treffen, nachdem man sich in der Regel ein Jahr lang nicht gesehen hat. Man lebt halt recht verstreut in Mitteleuropa, telefoniert vielleicht gelegentlich miteinander, und doch scheint es dann, als hätte man sich gestern noch gesehen. Dazu kommen die neuen Gesichter, auf die man natürlich neugierig ist und die man im Laufe der zwei bis drei Tage auch näher kennen lernen kann.
Der asado ging übergangslos in Kaffee und Kuchen und später am Abend in eine kräftige Suppe über; die mitgebrachten Flaschen des heimatlichen „tinto“ (y del otro) waren - dem Himmel sei Dank – so reichlich vorhanden, dass sie auch noch für den nächsten Abend reichten. Dazu gab es natürlich auch in ausreichendem Maße das gute Grundnahrungsmittel Bier.
Am Sonntagmorgen bestiegen wir um 10.00 Uhr (einer sehr zivilen Uhrzeit für die Morgenmuffel unter uns) zwei Reisebusse, die uns in die Stadt Maastricht, jenseits der nahe gelegenen niederländischen Grenze brachten. Hier erwarteten uns Fremdenführer, die uns in einem ausgedehnten Fußmarsch in drei Gruppen durch die Altstadt geleiteten und uns die Geschichte der Stadt näher brachten, die sich mit Nimwegen darüber streitet, welche von beiden die älteste Stadt der Niederlande ist.
Ihren Namen verdankt die Stadt den Römern, die während der Herrschaft von Kaiser Augustus, also etwa zu Beginn unserer Zeitrechnung, die Kelten aus Maastricht verjagten und eine Brücke über die Maas bauten (Maastricht = Mosae Trajectum = Übergang über die Maas) als wichtiges Verbindungsstück zwischen Gallien und Germanien. Diese Brücke wurde der Ausgangspunkt für eine erste römische Handelsniederlassung, die im 3. Jahrhundert zu einem Kastell ausgebaut wurde, um den häufigen Überfällen der Germanen standzuhalten. Der Ort wurde aufgrund der nun gegebenen Sicherheit im Jahr 380 unter Bischof Servatius zu einer christlichen Diözese, deren Sitz sie erst im 8. Jahrhundert an Lüttich verlor. Das Grab des Bischofs zieht im Mittelalter zahlreiche Pilger an und macht die Stadt zu einem Wallfahrtsort..
Im Jahr 1204 kam die Stadt unter eine Doppelherrschaft, die sich der Prinzbischof von Lüttich und der Herzog von Brabant teilten. In diese Zeit fällt der Bau der ersten Stadtumwallung, die Maastricht zu der ältesten Festungsstadt der Niederlande macht. Die Jahrhunderte danach waren geprägt von Frieden und Fortschritt. Im Jahr 1579 eroberten die Spanier die Stadt (La Invencible Armada - der 80-jährige spanisch-niederländische Krieg) und hier blieben, bis sie 1632 zurückerobert und in die „Republik der sieben Vereinigten Niederlande (Provinzen)“ eingegliedert wurde.
Der französische Sonnenkönig Ludwig XIV belagert die Stadt im Zuge des Französisch-Niederländischen Krieges (1672-1679), wobei der Musketier des Königs Charles d’Artagnan (einer der drei berühmten Musketiere) durch einen Musketenschuss in die Kehle starb. Im Jahr 2003 wurde an dem Ort ein Denkmal errichtet, 330 Jahre nach der Tat.
Nachdem die Franzosen wieder abgezogen waren, gab es eine zeitlang Ruhe, bis 1794 die Stadt wieder von den Franzosen erobert und in ihre neu geschaffene Republik einverleibt wurde wo sie bis zum Wiener Kongress 1815 blieb. 1830 gründeten die südlichen Provinzen den Staat Belgien, das Herzogtum Limburg wurde geteilt , wobei die Stadt Maastricht loyal zum niederländischen König blieb und es bis heute ist.
Seither ist Maastricht ein Kernstück der europäischen Vereinigung. So wurde 1976 ein Kooperationsverband zwischen den angrenzenden niederländischen und belgischen Provinzen sowie dem deutschen Land Nordrheinwestfalen gegründet, die Euregio Maas-Rhein, die in Wirtschaft und Wissenschaft eng zusammenarbeitet. Zu guter Letzt ist der Maastrichter Vertrag zu erwähnen, der 1992 die Einführung des Euro in 12 europäischen Ländern besiegelt.
Überbleibsel dieser wechselvollen Geschichte wurden uns auf der kurzweiligen Stadtführung gezeigt und erläutert, die am Flussufer begann und uns an Resten der mittelalterlichen Stadtmauer, monumentalen Kirchen auf schönen Plätzen, kleinen Gassen und verwunschenen Ecken mit uralten Bäumen vorbeiführten. Da der Nachmittag zur freien Verfügung stand, konnte man sich hier schon vormerken, was man sich noch detaillierter anschauen wollte. Doch zunächst brauchten wir eine Verschnaufpause, die wir als Mittagsimbiss im Schatten von uralten Bäumen auf einem der Plätze einnahmen.
Im Anschluss besuchten wir in kleinen Gruppen die Orte, die wir vorher ausgeguckt hatten, liefen dann zum Binnenhafen an der Maas zurück, schwatzten und flanierten am Ufer entlang, bis die Busse uns gegen 17 Uhr wieder einsammelten und die ca.25 km nach Aachen zurückbrachten.
Um 19 Uhr trudelten die Gäste im Burschenschaftshaus zum Dinnerbuffet ein. Es hat sich im Laufe der Jahre so eingebürgert, dass man sich dazu ein wenig festlicher kleidet, was hier in Deutschland immer seltener zu einem Abendessen üblich ist. Hier gab es nicht nur ein exzellentes kalt-warmes Buffet und die dazu passenden Getränke sondern auch die Gelegenheit, den Mayordomos für die Organisation und die damit verbundene Mühe herzlich zu danken, diverse Gruppenfotos zu machen, sich mit denen zu unterhalten, die man noch nicht gesprochen hatte und anderes mehr. Natürlich war es wieder mal ziemlich spät, als die vorsichtshalber georderten Taxen die Leute in ihre Hotels brachten.
Am nächsten Morgen kam noch einmal eine größere Anzahl der Gäste zum Katerfrühstück, zu dem auch die Reste des Buffets gereicht wurden, und zum Tschüss sagen, bis zum nächsten Jahr, wo wir von den neuen Mayordomos Hannelore und Jorge Wienholz vermutlich nach Bamberg eingeladen werden.
Alfred v. Reiswitz / Buchholz
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