Es war schon ein besonderes Treffen dieses Jahr, und das in zweifacher Hinsicht.
Zum einen war es der 40. Jahrestag des ersten Treffens am 9. Januar 1971, an dem sich die Gründerväter des FCBD auf dem Burgkeller der Burschenschaft Arminia zu Jena in Mainz getroffen hatten. Dabei waren damals: Heinrich von Baer, Wolfgang Bethke, Ingward Bey, Hermann und Willy Bleiholder, Peter Bormann, Carlos Commentz, Jörn König, Helmuth Krussig, Joaquín Kunstmann, Otto Kunz, Harald Möller-Holtkamp, Claus Penschke, Hartmut Rabich, Rodolfo Romeny, Dieter Suiter, Bernd Trier und Hilmar Zeissig. Der Initiator und Organisator jenes ersten Treffens war Heinold Gamm, der ebenso wie sechs weitere aus dieser Liste dieses Mal dabei waren. Es war übrigens das 46. Treffen im 40. Jahr, da zu Beginn die Treffen zweimal im Jahr stattfanden.
Zum zweiten war es das erste Treffen, das von Mitgliedern der „Kinder“-Generation organisiert wurde, und zwar von Carlos Schmidt und seiner Freundin Mandy Anthony. Um es gleich vorweg zu nehmen: es hat alles toll geklappt und war wieder ein in jeder Hinsicht denkwürdiges Treffen.
Der Ort des Geschehens war Freiburg im Breisgau, wo Carlos und Mandy leben. Sie hatten ein gutes Hotel am Stadtrand gefunden, in dem alle unterkommen konnten. Ein paar hundert Meter entfernt lag der Grillplatz, der bestens für unsere Zwecke geeignet war, idyllisch am Waldrand gelegen, reichlich Platz für die Kinder zum Spielen, mit einer Hütte samt Vordach, in der alle bequem Schutz gefunden hätten, wenn es geregnet hätte, was es aber nicht hat, usw. Das ist ja sowieso ein Problem unserer Treffen, dass man in Deutschland zu jeder Jahreszeit mit Regen rechnen muss und gerade dieses Jahr fand der Sommer wieder mal an einem Dienstagnachmittag statt. Dennoch hatten wir Glück, dass wir ein paar mehr oder weniger trockene Tage erwischt haben.
Der Samstag vereinigte auf dem Grillplatz über 90 Teilnehmer, vom Säugling bis zum .....nein, nicht bis zum Greis, sondern bis zum Senior. Viele bekannte Gesichter und darunter immer wieder ein paar neue – es ist einfach schön, in vertrauter Runde zusammen zu sein, copuchas auszutauschen, alte Zeiten herauf zu beschwören, eine leckere parillada zu essen, ein, zwei, drei ganz viele Bierchen zu trinken (man konnte ja später zu Fuss zum Hotel zurück) und sich rundum wohl zu fühlen. Am Nachmittag gab es dann Kaffee und mitgebrachten Kuchen und am Abend noch ein kräftiges Süppchen. Die Mayordomos hatten wirklich für alles gesorgt. Selbst ein grosser Eimer pisco sour fehlte nicht, da hatte der Vater des Mayordomos, Helwin Schmidt, „Beule“ para los amigos, sich um das wohl der Korona zusätzlich verdient gemacht.
Der Sonntag wurde dann wie üblich der Geschichte und Kultur gewidmet, wobei sich dieses Mal Vergangenheit und Gegenwart auf interessante Weise ergänzten.
Es ging los mit dem Linienbus zu einer Strassenbahnstation, wo uns eine Sonderfahrt mit der Tram – so nennt man hier die Strassenbahn – erwartete, die uns mit einem exzellenten deutsch-spanischem Führer zum Stadtteil Rieselfeld brachte. Das ist eine Neugründung mit inzwischen ca. 10.000 Einwohnern – Freiburg hat insgesamt 205.000. Eine der Besonderheiten dieses Stadtteils ist die Maria-Magdalena-Kirche. Sie wurde ab 1992 geplant und bis 2002 fertigstellt. Der Baustil ist sehr modern, also Geschmackssache. Das Besondere daran ist aber, dass sie von vorn herein von einer evangelischen und einer katholischen Gemeinde konzipiert und bezahlt wurde. Der katholische Pfarrer und der evangelische Pastor haben sie zusammen mit einem Architekten geplant. Durch den Eingang kommt man in eine Art Foyer, in dem hinten das Taufbecken steht. Auf beiden Seiten befinden sich mobile Trennwände, die links das katholische und rechts das evangelische Kirchenschiff abtrennen. Etwa fünf Mal im Jahr werden die Wände für ökumenische Gottesdienste geöffnet. Auch Weihnachten wird gemeinsam gefeiert. Die Kirche erfreut sich grossen Zuspruchs. Wir waren alle beeindruckt von diesem Beispiel gelebter Ökumene.
Anschliessend bestiegen wir wieder die Tram und fuhren in den Stadtteil Vauban, benannt nach Sébastien Le Prestre Marquis de Vauban, Festungsbaumeister von Louis XIV, da hier eine Kaserne mit französischen Stationierungstruppen stand, ein Überbleibsel des 2.Weltkriegs. 1992 wurden die Truppen abgezogen, die Kasernen verfielen, wurden dann von alternativen Gruppen besetzt. Inzwischen ist es ein sozial-ökologischer Modellstadtteil mit jetzt 5.000 Bewohnern, geprägt durch eine vielseitige Architektur mit hohen Umweltstandards: Niedrigenergie-Passivhaus und Plusenergiebauweise, Solaranlagen, begrünte Dächer und Regenwassernutzung. Er ist weitgehend autofrei und wurde ohne städtische oder staatliche Zuschüsse aufgebaut. Dazu muss man sagen, dass Freiburg die „grünste“ Grosstadt Deutschlands ist mit dem ersten Oberbürgermeister, der Mitglied der Grünen Partei.
Nach diesen Eindrücken schmeckte das Mittagessen und das Hausbier im Martinsbräu besonders gut und bereitete uns auf die nächste Etappe vor, der Einstieg in die Geschichte der Stadt. Sie wurde 1120 gegründet, nachdem hier bereits Römer, Kelten und Alemannen gesiedelt hatten. Das Gründungsgeschlecht der Zehringer starb bereits nach 100 Jahren aus und wurde durch die ungeliebten Grafen von Freiburg abgelöst, derer sich die Bürger durch Freikauf und Anschluss an das Haus Habsburg 1368 entledigten. 1677 eroberte die Armee von Louis XIV Freiburg und konnte sich allerdings nur bis 1697 dort halten. Die österreichische Zeit endete dann zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Napoleon 1806 die Stadt zwar nicht einnahm, aber deren Übergang an das Großherzogtum Baden verfügte. In dieser wechselvollen Geschichte wurde gleich am Anfang, um das Jahr 1200 mit dem Bau des Freiburger Münsters begonnen und Anfang des 16. Jahrhunderts beendet. Es ist ein gewaltiger Bau und wird weltweit als Meisterwerk der Gotik gerühmt. Ein weiterer Bau, der zu Freiburgs Wahrzeichen gehört, ist das Martinstor, das als Porta Sancti Martini 1238 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Er steht mitten auf der Kaiser-Joseph-Strasse, der Hauptstrasse Freiburgs. Dazu bietet die Altstadt viele mittelalterlichen Gassen und Kanäle, genannt Bächle. Dieses einzigartige, mehrere Kilometer lange Netz der Bächle wird durch das Wasser der Dreisam gespeist, die durch die Stadt fliesst. Das Wasser wird vor der Stadt von einem Gewerbekanal abgezweigt und mittels eines Tunnels durch den Schlossberg geleitet und auf das Kanalsystem verteilt. Das kühle Nass findet ohne menschliches Zutun und aus eigener Kraft seinen Weg wieder aus der Altstadt heraus. Auffällig sind auch die zahlreichen Brunnen. Sie gehören zu einem alten System der Trinkwasserversorgung. Von dem Schloss,das früher auf dem Schlossberg stand, sind nur noch ein paar Grundmauern zu sehen, der Berg bietet aber eine wunderschöne Aussicht.
Gegen 16.30 Uhr ging es mit Tram und Bus zurück ins Hotel zur Regeneration und Vorbereitung auf das festliche Abendessen. Das Hotel hatte ein original badisches Buffet aufgefahren und – oh Wunder – die Mayordomos hatten erreicht, dass kein Korkengeld von dem Hotel erhoben wurde, sodass die reichlich mitgebrachten chilenischen Weine ohne Bedenken getrunken werden konnten. Zu Beginn des Essens meldete sich Heinold Gamm zu Wort, um noch einmal zu erzählen, wie der FCBD entstanden war, wie er sich über die Jahre entwickelt hat und wie viele daran mitgewirkt haben. Er bat auch die Anwesenden, eine Schweigeminute einzuhalten, im Gedenken an alle Mitgründer, Mayordomos und Freunde des FCBD, die heute leider nicht mehr unter uns weilen und sicher gerne an diesem Treffen teilgenommen hätten. Doch ging es fröhlich weiter und der Abend wurde lang und länger bis „los desconocidos de siempre“ am Ende wieder mal das Licht ausmachten.
Beim Katerfrühstück am nächsten Morgen konnte man wie immer kaum seinen Kaffee trinken, da pausenlos Leute zum Verabschieden kamen, da ja nicht alle gleichzeitig abfuhren.
Nun freuen wir uns auf das nächste Jahr, wo schon wieder die Garde der „Kinder“generation die Verantwortung übernommen hat. Dieses Mal sind es Barbara Trier und Alexandra von Reiswitz, die uns nach Düsseldorf einladen.

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