Der
Freundeskreis Chilenischer Burschenschaften in Deutschland (FCBD) trifft sich
in der Regel irgendwo in Deutschland, wie der Name schon sagt. Das war dieses
Jahr anders. Da Dr. Bruno Seeberger (Burschenschaft Montania) und seine Frau
Marlies das Mayordomo-Amt übernommen hatten, wurden wir zum ersten Mal in die
Schweiz, ihre Heimat, eingeladen. Um es gleich vorweg zu nehmen: Es ist schon
wahr, dass man sich nach Süd-Chile versetzt fühlt, wenn man die traumhaft
schöne Landschaft mit ihren Seen und Bergen betrachtet. Zudem hatten wir
herrliches Wetter von Anfang bis Ende.
Die
Anreise war für uns Norddeutsche am besten mit dem Flugzeug bis Zürich und dann
mit Bahn und Bus zu machen. Aus der Mitte und dem Süden Deutschlands kamen die
Gäste per Bahn oder mit dem Auto. Es waren wieder über 80 Personen aller
Altersstufen (von 1 Monat bis hoch in die Achtzig), davon erstaunlich viele aus
der Schweiz selbst, die sonst eher selten kommen können.
Wir
trafen uns bei herrlichem Wetter in Horw im Kanton Luzern, wo die Mayordoma
Marlies geboren wurde. Hier konnten fast alle Teilnehmer im sehr bequemen Hotel
Felmis untergebracht werden. Nur 900 Meter entfernt davon liegt das
Schützenhaus Kirchfeld, das dem Schützenverein Horw gehört, den es schon seit
1824 gibt. Der Mayordomo hatte es für den traditionellen Asado gebucht, wobei
sicher hilfreich war, dass ein Bruder von Marlies das Haus verwaltet. Es liegt
auf einer Anhöhe mit wunderschöner Aussicht auf die Berge und bietet reichlich
Platz bei jedem Wetter.
Als
Asado gab es Lamm am Spiess, der sich mit Hilfe einer Eigenkonstruktion des
Mayordomos selbsttätig 3 Stunden lang drehte. Es schmeckte hervorragend,
begleitet von Unmengen Salate, die die Mayordoma größtenteils selbst zubereitet
hatte (für 80 Personen!). Der mitgebrachte Tinto und „der andere“ sowie das
örtliche Bier passten gut dazu. Wie immer gab es viel zu erzählen, schliesslich
trifft man sich in den meisten Fällen nur dieses eine Mal im Jahr. Das gilt
inzwischen auch für die Kinder- und Enkelgeneration, die sich aber teilweise
schon Monate vorher telefonisch, per Email oder SMS-Nachricht verabreden.
Der
Kaffee zum mitgebrachten Kuchen schloss sich nahtlos an den Asado an, und am
Abend wurden wir mit einer original Bündner Gerstensuppe gestärkt, bevor wir
uns auf den Rückweg zu unserm Hotel machten.
Am
Sonntagmorgen ging es dann per Bus nach Luzern, wo wir von 3 sympathischen und
kenntnisreichen Stadtführerinnen erwartet wurden. Die Stadt Luzern ist die
Hauptstadt des gleichnamigen Kantons. Sie liegt am Nordwestende des
Vierwaldstättersees. Gegründet wurde die Stadt vermutlich im Jahr 1178 durch
die Brüder von Eschenbach, die zu der Zeit die Abtwürde in der Habsburgischen
Vogtei Murbach und damit gleichzeitig in Luzern besaßen. Nach der Eröffnung des
Gotthardpasses im frühen 13. Jahrhundert gewann die Stadt immer mehr an
Bedeutung als wichtige Zwischenstation an der Route zwischen Nordeuropa und
Italien. Im Jahr 1250 erreichte Luzern bereits die Größe, die sie bis ins 19.
Jahrhundert beibehielt. Die Stadt ging im Jahr 1332 einen Staatenbund mit den
benachbarten Waldstätten Uri, Schwyz und Unterwalden ein. Wer in der Schule noch
Schillers „Wilhelm Tell“ lesen durfte/musste, wird sich an diese Namen erinnern!
In den folgenden Jahrzehnten wuchs der Staatenbund der Eidgenossenschaft kräftig
weiter, und Luzern spielte eine gewichtige Rolle darin. Im Jahr 1415 erhielt
die Stadt von Kaiser Sigismund die Reichsfreiheit, konnte dann Steuern erheben
und eigene Vögte einsetzen. Als die Reformation nach 1520 die Schweiz spaltete,
blieb Luzern katholisch. Im 17. Und 18. Jahrhundert verschoben sich die
Gewichte jedoch zugunsten der reformierten Städte wie Zürich, Bern und Basel,
und Luzern verlor seine führende Stellung in der Eidgenossenschaft. 1798
marschierte die französische Armee in der Schweiz ein. Die Alte
Eidgenossenschaft zerfiel und es entstand die zentralistische Helvetische
Republik, deren Hauptstadt Luzern für kurze Zeit war. Schon 1803 wurde die neue
Schweizerische Eidgenossenschaft gegründet, die bis heute besteht.
Diese
Geschichte, geschmückt mit vielen kleinen Begebenheiten, wussten unsere
Führerinnen zu berichten als wir durch die sehenswerte Altstadt spazierten. Im
Anschluss hatten wir noch besonderes Erlebnis: Eine Schifffahrt über den
Vierwaldstättersee, die bei dem herrlichen Wetter ein Traum war. Ein Imbiss auf
eigene Faust in Weggis am Ende der Hinreise und ein längerer Spaziergang vor
der Rückfahrt rundeten das Programm ab.
Am
Abend folgte dann das traditionelle Galadinner im Hotel, das mit einem Prosecco
begann und einer Auswahl Schweizer Köstlichkeiten an festlich gedeckten Tischen
zusammen mit dem mitgebrachten Wein für eine gelöste Stimmung und gute
Gespräche bis tief in die Nacht sorgte. Natürlich wurde den Mayordomos herzlich
für das gelungene Treffen gedankt.
Am
nächsten Morgen kamen noch erstaunlich viele Gäste beim Katerfrühstück wiederum
im Schützenhaus. Einige davon hatten vermutlich die lange Anreise für einen
längeren Aufenthalt in der schönen Schweiz genutzt.
Nach
dem Treffen ist vor dem Treffen: Nun freuen sich alle auf das nächste Jahr in
Regensburg, wohin uns Alexandra (geb. Penschke) und Stefan Babeck eingeladen
haben.
Alfred v. Reiswitz
Buchholz
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