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FCBD

Freundeskreis Chilenischer Burschenschaften in Deutschland

Das Gründungsjahr des FCBD 1971 kommt nicht von ungefähr: Bis in die 60iger Jahre waren hier und da chilenische Burschenschafter aus beruflichen Gründen, zum Aufbaustudium oder zur Promotion nach Deutschland gekommen und anschließend dort “hängengeblieben”. Es waren aber nicht so viele, als dass man daraus eine zusammenhängende Gruppe hätte bilden können.

 Während der Jahre 1970 / 1971 hingegen kamen ungleich mehr als zuvor, aufgrund der politischen Entwicklung in Chile. Die Wahl des Marxisten Salvador Allende zum Staatspräsidenten, dessen Vorbild in vieler Hinsicht sein Freund Fidel Castro in Kuba war, verhieß für die überwiegend privatwirtschaftlich orientierten Deutsch-Chilenen und somit die chilenischen Burschenschafter eine recht düstere Zukunft, die auch bald mit Enteignungen, Verstaatlichungen und Bedrängnis anders Denkender begann. Viele entsannen sich ihrer deutschen Mütter, Väter, Omas oder Opas und beantragten einen deutschen Pass, den sie in vielen Fällen, wenn auch nicht immer, bekamen. Über Freunde und Verwandte in Deutschland wurden Kontakte geknüpft, und manch einer, der keinen deutschen Pass hatte, konnte über einen Studienplatz oder Arbeitsvertrag die Reise antreten.

In Deutschland eingetroffen ergaben sich schnell Kontakte zu Verbands- und Bundesbrüdern, so dass es nahe lag, ein Treffen zu veranstalten. Auf die maßgebliche Initiative von Heinold Gamm hin trafen sich am  9. Januar 1971 die  Gründerväter des FCBD auf dem Burgkeller der Burschenschaft Arminia zu Jena in Mainz.

Dabei waren damals: Heinrich von Baer, Wolfgang Bethke, Ingward Bey, Hermann und Willy Bleiholder, Peter Bormann, Carlos Commentz, Jörn König, Helmuth Krussig, Joaquín Kunstmann, Otto Kunz, Harald Möller-Holtkamp, Claus Penschke, Hartmut Rabich, Rodolfo Romeny, Dieter Suiter, Bernd Trier und Hilmar Zeissig sowie der Organisator jenes ersten Treffens Heinold Gamm. Der Altersdurchschnitt dürfte in etwa bei 30 Jahren gelegen haben.

Es wird kolportiert, dass an diesem Abend eine Menge Bier vernichtet wurde, an die gemeinsamen Stunden der Studentenzeit erinnert und viel alte und neuere Erfahrungen ausgetauscht wurden. Das Ergebnis dieses denkwürdigen Treffens war der Beschluss, einen Freundeskreis zu bilden. Man wollte ihn nicht mit einen zu engen Korsett von Bestimmungen versehen, sondern als lockeren Zusammenschluss verstehen, der auch Nicht-Burschenschaftern offen stehen sollte.

Der Name Freundeskreis Chilenischer Burschenschaften in Deutschland wurde mit Bedacht gewählt: Man wollte weder einen Ableger der chilenischen Verbindungen in Deutschland gründen noch irgendwelche Verpflichtungen mit den deutschen Burschenschaften eingehen. Die in der Satzung festgelegten Ziele sind vielmehr „die Förderung der Kontakte zwischen Deutschland und Chile, insbesondere die Pflege der Freundschaft der Mitglieder untereinander und die Aufrechterhaltung der Verbindung zu den chilenischen Burschenschaften.“

Mitglieder sind chilenische Burschenschafter während ihres Aufenthaltes in Deutschland, deutsche Burschenschafter, die als Stipendiaten in Chile gewesen sind und die sogenannten „Freunde“, also von Burschenschaftern geladene Gäste, die sich dem Kreis verbunden fühlen.

Gerade diese sehr allgemeinen Grundsätze sind sicher ein Garant dafür, dass der FCBD seit nunmehr 43 Jahren besteht, im Jahr 2015 das 50. Treffen stattfinden wird (anfänglich waren es 2 pro Jahr) und regelmäßig zwischen 70 und 100 Personen daran teilnehmen. Da alle Familienmitglieder willkommen sind, ist es eine bunte Mischung von mittlerweile drei Generationen: Die erste davon hat die 70 überwiegend hinter sich, die zweite sind die „Kinder“,  die nach einer Pause ab der Pubertät inzwischen mit den eigenen Kindern, der 3. Generation, wieder dabei sind und nun auch schon mehrfach die Treffen organisiert haben. Somit gibt es eine gute Chance, dass der FCBD die Gründergeneration überleben wird..

Die organisatorischen Mittel sind denkbar bescheiden: Es gibt eine Adressenliste, seit kurzem eine Webseite (www.fcbd.de) und einen „Mayordomo“, der sich jeweils für ein Jahr mehr oder weniger freiwillig zur Verfügung stellt, um das nächste Treffen zu organisieren. Dazu gibt es ein Gästebuch, einige Ordner mit Briefen, Unterlagen zu den Einkäufen und deren Kosten (wichtig für ungeübte Nachfolger), chilenische Fähnchen, die den Weg zum Grillplatz markieren und Wappen der 5 Chilenischen Burschenschaften.

Der Mayordomo entscheidet, wo das Treffen stattfindet, wobei die Schwierigkeit darin besteht, ein Hotel und einen möglichst wetterfesten Grillplatz nahe beieinander zu finden.

Das Treffen findet immer an Pfingsten statt, und das Programm beginnt in der Regel am frühen Samstagnachmittag mit dem traditionellen „asado“, dem großen Grillfest. Da drehen sich schon mal diverse Lämmer am Spieß. Im nahtlosen Übergang wird mitgebrachter Kuchen gereicht und am Abend gibt es noch ein Süppchen.

Der Sonntag ist der Natur und/oder der Kultur gewidmet: Stadtführungen, Besichtigungen, Binnen- und Flussschifffahrten, Ausflüge, je nach den örtlichen Gegebenheiten. Am Abend folgt ein festliches Essen, oft mit regionalen Spezialitäten.

Am Pfingstmontag gibt es noch ein Katerfrühstück, an dem allerdings meistens nur eine kleinere Gruppe teilnimmt, ansonsten ist Abreisetag. Die Burschenschafter tragen übrigens ihre Farben, außer bei dem Sonntagsprogramm in der Öffentlichkeit.

Wie man dem Gesagten entnehmen kann, handelt es sich um eine zwar lockere aber inzwischen verschworene Gemeinschaft, die durch das Band der chilenischen Burschenschaften zusammengehalten wird. Dazu kommt, dass der FCBD die erste und vermutlich einzige deutsch-chilenische Institution außerhalb Chiles sein dürfte.

  
Alfred von Reiswitz, 2014

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